Kappadokien, die Region die für seine "Feenkamine" bekannt ist.
Man kennt die Gegend von den beliebten Bildern auf Social Media und plötzlich steht man davor und kann sich kaum noch vor Freude halten.
Ein unbeschreibliches Gefühl überkam uns, während wir auf einem der zahlreichen Aussichtspunkten standen. Ein Gefühl von Freiheit, Faszination und Stärke! An diesem Tag kamen wir in Kappadokien an. Das Wetter war sonnig und die Temperatur eher kühl.
Aber beginnen wir doch von Anfang an...
Unsere Reise nach Göreme startet nachdem wir die Kalkterassen von Pamukkale besucht haben.
Es war früh morgens und die Sonne ging gerade auf, als wir am Strassenrand von Pamukkale standen und unseren Daumen raushielten. Dieses Mal ging es etwas länger, bis wir eine Mitfahrgelegenheit fanden. In der Türkei sind wir ja bisher sehr verwöhnt worden und mussten nie lange warten, bis uns jemand mitnahm. Aber auch dieses Mal dauerte es nicht wirklich lange. Nach ungefähr 20 Minuten hielt ein älterer Herr an und nahm uns mit bis nach Denizli. Er gab uns zwei grosse Quitten mit, mit denen wir leider nicht viel anfangen konnten. Er bestand jedoch darauf, dass wir sie mitnehmen. Als er weiterfuhr, fragten wir herum, ob denn jemand die Früchte haben möchte. Nach dem achten Nein legten wir die grossen Früchte auf eine Bank und hofften, dass sie jemand trotzdem noch gebrauchen kann.
Die Reise ging weiter in Richtung Isparta. Ein LKW hielt an und bot an uns mitzunehmen. Wir stiegen ein und genossen die Aussicht aus dem grossen LKW. Nach einer Weile fragte uns der Chauffeur wo wir überhaupt hin wollten. Wir antworteten mit: "Nach Isparta"!
Er schaute uns etwas seltsam an und versuchte uns zu erklären, dass er nach Afyonkarahisar fahren würde. Wir überprüften das auf Google Maps und sagten: "Perfekt! Dann kannst du uns in Dinar rauslassen, das liegt auf dem Weg!" Er schaute uns noch seltsamer an und sagte uns, dass wir aber nach Afyon gehen müssten. Weshalb genau er das wollte, wissen wir bis heute nicht.
Auf jeden Fall wurde die Stimmung immer schlechter und es kam soweit, dass wir ihn fast schon dazu zwingen mussten uns rauszulassen. Aber er tat es, und das mitten auf der Autobahn. Naja, in der Türkei ist das ja nicht so schlimm.
Als ich Fabienne das Gepäck vom LKW nach draussen reichte, wollte er unbedingt helfen. Beim schweren Rucksack hängte ich mit dem Deckel der Wasserflasche irgendwo ein und das ganze Wasser lief mir über die Hosen. Während ich mich aufregte, bemerkte ich gar nicht, dass Fabienne in diesem Moment den Chauffeur anschrie mit: "NO"!
Sie erzählte mit erst, als er davon fuhr, dass der Chauffeur ihr beim "helfen" an den Hintern gefasst hatte. Ich wurde sofort rot vor Wut und fragte Fabienne, wieso sie mir das nicht früher sagen konnte....
Heute verstehe ich warum. Ich wäre ausgeflippt und wer weiss zu was dieser Kerl alles im Stande gewesen wäre. Es ist ja nichts aussergewöhnliches in der Türkei eine Waffe zu besitzen...
Naja, lassen wir das mal.
Nachdem wir uns wieder etwas beruhigt haben, ging die Reise weiter. Und auch dieses Mal ging es nicht lange. Ein weiterer LKW hielt an und wir schauten uns gegenseitig an. "Sollen wir wirklich nochmals mit einem LKW mitfahren?", fragten wir uns. Aber wir wollten alle die bisherigen guten Erfahrungen mit LKW^s, nicht von dieser einen, etwas schlechteren Erfahrung, überschatten lassen. So stiegen wir ein.
Es war toll! Es war so, wie wir es von der Türkei gewohnt waren. Wir stiegen ein, es wurde freundlich gelächelt und wie immer, wurde uns eine Zigarette angeboten. Wir lehnten dankend ab.
Der Mann, Mustafa hiess er, redete mit uns ohne Punkt und Komma. Wir versuchten ihm zu erklären, dass wir kein türkisch verstehen, aber das war ihm egal. Er redete und zeigte uns Bilder von seiner ganzen Familie auf dem Handy...
...während dem Fahren.
Kurz vor Isparta liess er uns an einer Autobahnkreuzung raus. Es war ein perfekter Ort um unser Zelt aufzuschlagen, denn die Sonne verabschiedete sich langsam. Wir hüpften über die Leitplanke und suchten uns ein Plätzen neben einem Baum. Zelt aufstellen, zähne Putzen und in den Schlafsack rein kuscheln. Abgesehen von den lauten Autos und LKW`s auf der Autobahn hatten wir eine angenehme Nacht.
Am nächsten Morgen standen wir früh auf um das Zelt zusammen zu räumen bevor die Sonne kam. Denn ist die Sonne einmal da, wird es so richtig heiss. Und dann möchte man echt nicht noch ein Zelt zusammenpacken.
Wir stellten uns auf die Autobahneinfahrt und warteten etwa zehn Minuten. Ein Junger Mann, der mit seiner etwas älteren Mutter unterwegs war, nahm uns mit bis nach Isparta. Von dort aus fuhren wir mit einem Mann mittleren Alters weiter in Richtung Aksehir. Auf Einmal erzählte er uns etwas von einem Taxi. Er wollte ein "Business" machen, er hörte nicht mehr auf von Geld zu reden. Wir fühlten uns überhaupt nicht wohl und baten ihn anzuhalten. Ganze 20 Minuten baten wir ihn dazu. Wir verloren langsam die Geduld und sagten ihm: "Stop! right now!" Er hielt an. Wir stiegen mit unserem Gepäck aus und der Mann fuhr davon ohne uns noch einmal anzuschauen oder etwas zu sagen. Zwei seltsame Mitfahrgelegenheiten innert zwei Tagen...
Wir nahmen das ganze mit Humor und wollten unsere Motivation nicht verlieren.
Unsere nächste Mitfahrgelegenheit nahm uns für ungefähr vier Stunden mit in die Millionenstadt Konya. Es war eine ruhige und angenehme Fahrt. Wir baten den zwei Herren uns am Stadtende rauszulassen. Wir stiegen aus und machten uns sofort daran, weiterzukommen. Ein weiterer Herr hielt an und nahm uns für ca. 20 Minuten mit. Wir stiegen an einem furchteinflössenden Ort aus. Überall waren seltsame Industriefabriken und Strassenhunde. Die Sonne war mittlerweile weg und es wurde dunkel. Wir waren etwas verzweifelt, weil fast keine Autos mehr auf der Strasse waren. Wir müssen vielleicht noch erwähnen, dass es wirklich nicht eine so befahrene Strasse war.
"Sollen wir hier irgendwo unser Zelt aufschlagen?", fragte ich Fabienne.
"Lieber nicht!", antwortete sie mir.
Wir wussten also, dass wir von dort irgendwie weg mussten.
Kurze darauf kam unsere Rettung!
Ein Fahrzeug hielt tatsächlich an. Wir stiegen ein und waren einfach nur froh, diesen Ort verlassen zu können. Mit Hilfe vom Google Übersetzer fragte uns der Mann: Was macht ihr denn hier? Hier ist es gefährlich. Überall hat es Streuner!".
Wir erklärten ihm, dass wir per Anhalter von der Schweiz in die Türkei gereist sind und nun halt hier gelandet sind.
Er lächelte uns freundlich an. Nach einem kurzen Telefongespräch versuchte er uns etwas zu fragen. Wir brauchten eine gefühlte Ewigkeiten, bis wir herausgefunden haben, dass er uns gerne zu sich nach Hause einladen würde.
Wir bejahten sofort und waren überglücklich, einen Schlafplatz gefunden zu haben.
Er fuhr ein Feldweg entlang in ein kleines Dorf und hielt bei einem Häuschen an. Wir stiegen aus und wurden sofort von seiner Ehefrau begrüsst.
Wir zogen die Schuhe aus und gingen in das charmante, kleine Häuschen. Sein Sohn erschrak und rannte in Unterhosen davon, als er plötzlich Fabienne sah. Ja, es war ihm doch etwas peinlich.
Wir setzten uns in das warme Wohnzimmer, das hauptsächlich aus Teppichen bestand. Es war sehr gemütlich. Kurze Zeit später gesellte sich der Mann mit seinem Sohn zu uns und wir übten mit dem Kleinen etwas Englisch. Seine Frau war in der Küche und bereitete das Abendessen vor. Als wir sie fragten ob wir ihr bei etwas helfen können, lachte die ganze Familie und sagten uns, dass wir ihr Gäste seien und bestimmt nicht helfen müssen.
Die Frau kam mit einem grossen Tablet in das Wohnzimmer. Es gab Lammfleisch, Linsen, frisches Brot, Yoghurt und Suppe. Zum Nachtisch gab es noch Börek. Gegessen wurde am Boden im Sitzen und alles wurde geteilt. Es war wundervoll und wir durften erfahren, was türkische Gastfreundschaft bedeutet.
Nach dem Abendessen, gab es noch einen türkischen Tee bevor wir schlafen gingen. Der Mann, der übrigens auch Mustafa heisst und seine Frau legten Matratzen und Kissen ins Wohnzimmer. Aber nicht für uns, uns gaben sie ihr Schlafzimmer. Uns war es nicht recht, aber sie bestanden darauf.
Ich erinnere mich, dass wir geschlafen haben wie Babies.
Am nächsten Morgen servierten sie uns ein wunderbares Frühstück. Wir mussten früh aufstehen, da Mustafa die Arbeit um 7:00 Uhr morgens beginnen musste und uns gleich mit dem Auto an die Hauptstrasse mitnahm. Mit Jacke und Mütze standen wir an der Strasse und konnten immer noch nicht glauben, was wir in dieser Nacht erlebt haben. Vom verzweifelten Suchen nach einem Schlafplatz zu einer der wunderschönsten Erfahrungen bei einer türkischen Familie zuhause.
Für solche Erlebnisse lohnten sich alle die Stunden, die wir an der Strasse standen und auf eine Mitfahrgelegenheit warteten.
Wo waren wir?
Ach ja, wir standen also in der Kälte am Strassenrand bis ein Junger Mann in unserem Alter anhielt. Er nahm uns mit nach Aksehir und bestand darauf, uns auf dem Weg dorthin die Karawanserei
in Sultahani zu zeigen. Mit ihm mussten wir natürlich auch kein Eintritt bezahlen ;-)
In Aksehir lud er uns noch natürlich noch auf ein Tee ein.
Nach dem Tee konnten wir unser Zeil, Göreme bereits etwas riechen. Göreme ist übrigens eine kleinere Stadt in der faszinierenden Landschaft von Kappadokien. Ein VW Bus der neueren Generation hielt an und sprach perfektes Englisch zu uns. Er fragte uns wo wir hin wollen. Wir bemerkten, dass es ein Touristenbus ist und erklärten ihm, dass wir kein Taxi benötigen.
Er schaute uns an und lachte: "Ihr müsste doch nichts bezahlen! Ich muss nach Göreme, falls ihr mitwollt?", wir schauten uns verlegen an und stiegen in den Bus.
"WOW! So komfortabel sind wir selten gereist!" erzählten wir ihm.
Es war ein Junger Herr namens Emre. Er war Touristenführer und musste in Göreme eine Familie aus Pakisten abholen und nach Istanbul bringen. "Oh! Da hast du aber noch einen langen Weg vor dir!" Er lachte nur und sagte: "Nichts im vergleich zu dem Weg, denn ihr gekommen seid!".
Je näher wir an Kappadokien oder auch Göreme kamen, desto besser konnten wir diese atemberaubende Landschaft erkennen. Wir kamen nicht mehr aus dem Staunen, als wir von weitem die ersten Feenkamine sehen konnten. Emre liess uns mitten in Göreme aus und wir machten uns auf der Suche nach einem Hotel. Eine halbe Stunde später konnten wir ein Zimmer beziehen und gönnten uns eine warme Dusche. Nach dem Abendessen legten wir uns ins Bett und schliefen sofort ein. Wir hatten ein paar turbulente und spannende Tage hinter uns und freuten uns, die nächsten Tage etwas entspannen zu können.
Kappadokien ist bekannt für seine atemberaubende Landschaft und die vielen Heissluftballons, die mit den Touristen über die Feemkamine fliegen. Man muss aber nicht unbedingt mit so einem Heissluftballon mitfliegen um in Kappadokien eine tolle Erfahrung zu haben. Denn, so ein Flug ist nicht ganz günstig. Man bezahlt schnell einmal um die 200 Euro pro Person. Man kann aber auch früh morgens auf ein Aussichtspunkt klettern und die Heissluftballons mit dem Sonnenaufgang steigen sehen.
So wie an jedem Ort, an dem wir einige Tage bleiben, spazierten wir auch in Kappadokien erst einmal in der Gegend herum. Wir entdeckten an jeder Strasse etwas Aussergewöhnliches. Mal waren es die aussergewöhnlichen Unterkünfte, die in die Felsen verbaut wurden, mal waren es die charmanten Restaurants. Am meisten aber, haute uns die Landschaft aus den Socken. Die Felsformationen und die weite Sicht, die man von den Hügeln hat, sind unbeschreiblich.
Wie bereits erwähnt, ist so ein Flug mit dem Heissluftballon nicht ganz so günstig und deshalb entschieden wir uns, dieses Spektakel vom Boden aus zu beobachten.
Leider hatten wir etwas Pech mit dem Wetter, denn die nächsten drei Tage durften die Ballons nicht steigen. Das Wetter war so schlecht und windig, dass es zu gefährlich gewesen wäre, sie starten zu lassen. Wir wollten es uns trotzdem nicht entgehen lassen. Also fragten wir in unserer Unterkunft nach, ob wir einige Tage länger bleiben könnten.
„Natürlich! Kein Problem!“, hiess es.
Zum Glück waren wir ausserhalb der Saison in Kappadokien und in einer eher abgelegenen, unspektakulären Unterkunft, da in Kappadokien die Unterkünfte für gewöhnlich sehr schnell ausgebucht sind.
So kam es, dass wir mehrere Tage in diesem eher kleinen Ort Göreme verbrachten.
Der Kaffeeverkäufer um die Ecke fragte uns bereits: „Das gleiche wie gestern?“ und die Snackbude weiter oben wusste, dass Adriano das Essen gerne sehr scharf mag.
Wir fühlten uns in Göreme sehr wohl und freuten uns auf die langersehnte Sensation, die Ballons im Nationalpark, der 1985 als Unesco Weltkulturerbe ernannt wurde, beim Sonnenaufgang steigen zu
sehen.
Nach dem Abendessen machten wir noch einen kurzen Halt beim Tourismusbüro. Die Mitarbeiter hatten bereits ein dickes Lachen im Gesicht. "Ja, die Ballons werden Morgen steigen!", sagten sie uns, nachdem wir bereits das dritte Mal infolge bei ihnen nachfragten. Sie freuten sie sich mit uns.
Um vier Uhr morgens klingelte unser Wecker und wir zogen uns sehr warm an. Wir liefen durch die dunklen Strassen von Göreme, als uns auf einmal ein Hund begleitete. Schon wieder! Überall wo wir waren, wurden wir von Hunden begleitet. Es störte uns aber nicht, im Gegenteil, wir beide lieben Hunde!
Auf jeden Fall kletterten auf die Felsformationen, setzten uns und warteten. Der Hund war natürlich mit dabei und es schien, dass auch er auf das Spektakel wartete.
Wir verfolgten den Lichtern der Transporter, unten auf der kleinen Hauptstrasse, die die Ballons und ihre Körbe zum Start transportieren.
Es wurden immer mehr und mehr. "Wie wird es wohl aussehen, wenn sie alle in der Luft sind?", fragten wir uns. Wir warteten und wärmten uns mit einer Decke, die wir uns ganz frech vom Hotel ausgeliehen haben.
"Da! Beim ersten Ballon wird das Gas entzündet!" Im Dunkeln sah es wirklich spektakulär aus. Es wurden immer mehr und nach einer kurzen Zeit stieg auch schon der Erste in die Luft.
Die Sonne begrüsste und wärmte uns langsam während immer mehr Ballons hochstiegen.
Kurz darauf waren plötzlich alle Ballons in der Luft zwischen den Felsformationen und es sah einfach traumhaft aus. Wir bekamen beide Gänsehaut und mussten daran denken, war wir auf der Reise bisher bereits erleben durften und wie schön es war, gemeinsam auf diesem Abenteuer zu sein. Wir nahmen uns in den Arm und waren einfach nur überglücklich! Einer der schönsten Momente auf unseren Reisen - ein sehr emotionaler Moment für uns!
Die Sonne stieg empor und wärmte uns auf, während wir den letzten Heisslufballons zuschauten.
Ein unglaubliches Schauspiel!
Zufrieden kletterten wir vom Fels hinunter und spazierten zurück zur Unterkunft, der Hund begleitete uns zurück in die Stadt und verliess uns erst, als er etwas essbares schnupperte.
Kappadokien war wunderschön! Aber auch der Weg dorthin war aufregend und unvergesslich!
Nun war es aber an der Zeit unsere Reise fortzusetzen...
Ab Kappadokien wurde es richtig spannend, denn es ging weiter in Richtung Osten.
Wir hoffen der Blogbeitrag hat dir gefallen und freuen uns stets über Kommentare und Anregungen.
Vielen Dank fürs lesen!
Euer verreis-Team - Fabienne & Adriano